Zum ersten Mal forschen Jugendliche aus unterschiedlichen Kulturen an gemeinsamen naturwissenschaftlichen und technischen Projekten. Der Blog berichtet von der ersten Fahrt von Jugendlichen aus dem Schülerforschungszentrum Nordhessen SFN an den Polarkreis nach Nowy Urengoi und der Zeit über den Abschluss des Gegenbesuchs im November 2019 hinaus zu neuen Besuchen im Jahr 2020.

Blog von KP Haupt über die erste SFN Sibirienfahrt

Dienstag, 12. April 2022

Das Ende einer Ära?

Da kommt man ins Grübeln... 

Am 4.11.2016, also vor 6,5 Jahren habe ich an einer Videokonferenz in der Uni teilgenommen und zum ersten Mal Jugendliche und Kolleg/innen der Schule Nr. 17 in Nowy Urengoi online getroffen.

Daraus ist ein intensiver und herzlicher Kontakt auch auf der Ebene der Jugendlichen entstanden. Eine unvergessliche Woche haben wir mit den 12 "Permafrost-Pionieren" in Sibirien verbracht. 

Die Gastfreundschaft war toll, liebe und herzliche Menschen haben uns gleich in ihre Familien aufgenommen. Danach waren im Rahmen der Vernadski-Lesungen noch mehrere Teams in Sibirien und Moskau. Auch auf unserem Besuch in Moskau haben wir eine russische Professorin kennengelernt, die bei uns zu Gast war und mit ihrer Ausstrahlung alle begeistert hat.

12 Jugendliche aus Nowy Urengoi waren 10 Tage im SFN, ein Lehrer zur Fortbildung ebenfalls...dann kam Corona...

Trotz allem haben wir den Kontakt gehalten.

Vorträge, Konferenzen, Präsentationen...wir haben gerade überlegt, wie wir nach Corona das alles wieder aufleben können.

Dann kam vor 6 Wochen der Krieg.

Da muss ich nichts mehr zu sagen...

Trotzdem haben sich Martin und Johannes entschlossen, an den diesjährigen Vernadski-Lesungen teilzunehmen. Die Menschen, die daran beteiligt sind, vor allem die Jugendlichen sind selbst Opfer. Die beiden Jungs wollten den Kontakt nicht ganz einschlafen lassen. Wir und die Vertreter des Sponsors haben sie dann in ihrer Entscheidung unterstützt.

Und wer weiß, was alles aus diesen, vielleicht für lange Zeit, letzten Kontakten einmal an Verständnis und Achtung entstehen kann.

Zuerst war der Regionalwettbewerb in Sibirien.



Heute war das nationale russische Finale.

Alles war anders...es war unglaublich schwer, alle Links zu finden und anzuwenden. Stundenlange Recherchen waren nötig.

Die Präsentationen haben sich auf rein russische Medien und Kanäle verlagert.

Aber man hat auf uns gewartet.

Johannes und Martin waren die einzigen nicht russischen Gäste.

Ich selbst kam nicht mit in die Runde, kein Link klappte. Ich hatte allerdings parallel dazu auch eigene Termine im FutureSpace.

Beide Jungs konnten ihre Projekte auf Englisch präsentieren und kamen über den Chat mit russischen Jugendlichen ins Gespräch. Genau das ist für mich der eigentlich große Erfolg dieser Teilnahme. Vielleicht ein winziger Schritt, ein kaum wahrnehmbarer Neuanfang?

Putin und sein Gefolge wüten weiter, rauben Menschen ihre Existenz, töten und zerstören alles.

Ich wünsche mir, dass die Jugend, die heute vielleicht zum letzten Mal für lange Zeit miteinander geredet hat, es besser machen wird...hier und dort. Insofern war das für mich heute das Ende einer Ära...aber auch ein winziges Licht am Ende eines langen, langen Tunnels.

Nun zu den Projekten:

Martin: Martin‘s Spirale Magique

Martin hat untersucht, ob und wie man durch aufsteigende warme Luft Energie umwandeln kann.


Martin hat von zu Hause aus teilgenommen und mir dieses Bild geschickt.

Johannes: Iterative Calculation of a multibody System ( GW Orionis)

In dieser Arbeit hat Johannes die Stabilität von Exoplanetenbahnen in Dreifach -Sternsystemen untersucht. Damit ist er schon Landessieger bei "Schüler experimentieren" geworden. Die Arbeit ist auch im chinesischen BAST-Wettbewerb eingereicht.



Wie man unschwer sieht, war Johannes im SFN.

Johannes und Martin: Danke für euer Engagement und eure Teilnahme. Danke, dass ihr in dieser Zeit das Gespräch gesucht und geführt habt, wenn auch nur auf wissenschaftlicher Ebene möglich.

Für mich ist heute eine Ära der Kooperation zwischen mir und wunderbaren Menschen in Sibirien zu Ende gegangen.

Wie gerne hätte ich die Einladung zum Eisfischen von meinem russischen Kollegen angenommen...

Ich blicke dankbar zurück, aber voller Angst in die Zukunft.


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